Protokoll der Verhandlung von Maryam und Marzieh

16Aug09
Maryam und Marzieh

Maryam und Marzieh

Folgende Erklärung wurde auf der gestrigen Mahnwache vor der iranischen Botschaft in Berlin verlesen, mit der gegen die Inhaftierung von Maryam Rostampour und Marzieh Amirizadeh Esmaeilabadim im Teheraner Evin-Gefängnis protestiert wurde.

Berlin, im August 2009

Liebe Freunde,
In einer dramatischen Verhandlung vor dem Revolutionstribunal wurden gestern (9. August 2009) Maryam Rusampoor (27) und Mazieh Amirizadeh (30) aufgefordert, ihrem Glauben an Christus abzuschwören. Obwohl sie großem Druck standhalten mußten, erklärten beide, daß sie ihren Glauben nicht verleugnen. Maryam und Marzieh wurden schon am 5. März 2009 verhaftet und leiden seither schwer im Gefängnis unter Krankheit, Einzelhaft und stundenlangen Verhören mit verbundenen Augen.

Am Samstag den 8. August wurden Maryam und Marzieh für Sonntag den 9. August zur Urteilsverkündigung in ihrer Sache vor Gericht geladen. Der oberste Vernehmungsbeamte klagte auf Apostasie. Dennoch wurde kein Urteil verkündigt, als sie dann dort ankamen. Stattdessen führte die Verhandlungen der stellvertretende Ankläger, ein gewisser Herr Haddad, der Maryam und Marzieh ins Verhör nahm und sie aufforderte, ihrem Glauben mündlich und schriftlich abzuschwören. Daran war zu erkennen, daß in den Augen des Gerichtes das einzige Verbrechen von Maryam und Marzieh darin bestand, zum Christentum konvertiert zu sein.

Herr Haddad fragte die beiden Frauen, ob sie Christen wären. „Wir lieben Jesus“ antworteten sie. Er wiederholte die Frage und sie erwiderten „Ja, wir sind Christen.“

Herr Haddad sagte, „Ihr wart Muslime und nun seid ihr Christen geworden.“

„Wir stammen aus muslimischen Familien, aber wir waren keine Muslime.“ war ihre Antwort.

Das Verhört durch Herrn Haddad ging weite und er fragte sie, ob sie bereuen, Christen geworden zu sein, worauf sie antworteten: „Wir bereuen das nicht“.

Dann befahl er ihnen mit Nachdruck: „Ihr müßt eurem Glauben abschwören, mündlich und schriftlich.“ Sie blieben standhaft und antworteten: „Wir werden unserem Glauben nicht abschwören.“

In dieser spannungsgeladenen Verhörsituation verwiesen Maryam und Marzieh auf ihren Glauben daran, daß Gott sie durch den Heiligen Geist überzeugt habe. Herr Haddad sagte ihnen: „Es ist für Gott unmöglich, mit Menschen zu sprechen.“

Marzieh antwortete: „Stellen Sie Gottes Allmacht in Frage?“

Herr Haddad antwortete: „Du bist es Gott nicht wert, daß er zu dir spricht.“

Marzieh entgegnete: „Nicht Sie, sondern Gott entscheidet, ob ich es wert bin.“

Herr Haddad schickte die Frauen wieder zurück ins Gefängnis, um darüber nachzudenken und wiederzukommen, wenn Sie bereit wären zu unterschreiben. Maryam und Marzieh sagten: „Wir haben aber bereits nachgedacht.“

Zum Abschluß der Verhandlung teilte Herr Haddad mit, daß ein Richter das Urteil sprechen werde, obwohl noch nicht klar sei, welcher Richter das in ihrem Fall sein wird.

Er gestattete Maryam und Marzieh, sich künftig von einem Rechtsanwalt vertreten zu lassen, erstmal seit ihrer Verhaftung.

Beide Frauen sind heute Nacht wieder im Evin-Gefängnis. Durch ihr nunmehr fünfmonatiges Martyrium sind beide sehr geschwächt und haben stark abgenommen. Marzieh hat ständig Schmerzen aufgrund von Problemen mit der Wirbelsäule, zudem Zahnschmerzen und starke Kopfschmerzen. Sie braucht dringend ärztliche Hilfe. Vor zwei Monaten sagten die Gefängnisbeamten, daß im Gefängnis medizinische Versorgung vorhanden sei und sie behandelt werden würden. Bis jetzt wurde jedoch nichts dergleichen unternommen.

Ungeachtet des massiven Drucks seitens der Behörden, sie dazu zu zwingen, ihrem Glauben abzuschwören, lieben Maryam und Marzieh Jesus, und sie sind fest entschlossen bis zu Ende standhaft zu bleiben, was immer passieren wird. Sie haben ihre Treue zu Jesus bewiesen und sie würden, wenn nötig, ihr Leben dafür geben. Nach der Verhandlung sagten sie: „Falls wir hier herauskommen, so möchten wir das ehrenvoll.“

Der Fall von Maryam und Marzieh ist eine eindeutige und krasse Verletzung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit durch die iranischen Behörden. Beide verdienen die Unterstützung all derer, die Achtung vor den Menschenrechten haben und beide müssen bedingungslos freigelassen werden, damit sie ihr Leben in Freiheit führen können.

Wir danken für eure Gebete.

Das Elam-Team

Bei der Veranstaltung nahmen etwa 100 Personen teil.

Kundgebung vor iranischer Botschaft Kundgebung vor iranischer Botschaft



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